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Aktuelle Meldungen der Gemeinde Kastl

Kindergartenzeit mit Herz und Seele – Wenn drei Generationen auf „Fräulein Edeltraud“ treffen

„Ich war der Erste, meine Tochter war dann bei ihr – und dann war auch noch meine Enkelin bei der Edeltraud gewesen. So was gibt’s doch heut gar nicht mehr!“ Markus Brand schüttelt den Kopf und lacht. Es ist ein ehrliches, von Erinnerungen durchdrungenes Lachen. Und Edeltraud Haberkorn? Die sitzt ihm gegenüber, lächelt still und sagt leise: „Ja, sowas erlebt man nur einmal im Leben.“ 47 Jahre lang war sie im Kinderhaus Kastl tätig. Kaum zu glauben, aber wahr: Sie hat in ihrer beruflichen Laufbahn tatsächlich Vater, Tochter und Enkelin betreut.

Neben ihm steht Edeltraud Haberkorn, die Frau, die ihm damals diesen Platz zeigte. 47 Jahre lang war sie Kinderpflegerin im Kastler Kindergarten, ein berufliches Leben lang. Sie hat Generationen betreut. "So etwas erlebt man vielleicht einmal im Leben", sagt sie leise. Markus nickt: "Das ist doch unglaublich. Das kann man sich gar nicht ausdenken. Das schreibt nur das Leben."

Wenn Markus Brand dann die Tür des Kinderhauses Pusteblume in Kastl öffnet, strömt ihm nicht nur der Duft von frischem Bastelkleber entgegen. Es ist auch der Duft der Erinnerung, der ihn empfängt. Er bleibt stehen, schaut sich um und deutet in eine Ecke der Garderobe: "Da – genau da war mein Platz. Mein Symbol war eine Lokomotive. Lesen konnte ich ja noch nicht, aber an der Lok hab ich meinen Haken immer erkannt."

Was für andere Anekdoten am Rande sind, ist für beide ein tiefes Stück Lebensgeschichte. Und während draußen das Frühjahr seinen ersten Duft verströmt, kehren die beiden zurück in eine Zeit, die kaum jemand so genau kennt wie sie – die Anfangsjahre des Kastler Kindergartens.

„Fräulein Edeltraud“ – ein Name wie eine Kindheitserinnerung

„Wie Fräulein Edeltraud damals vorgestellt wurde, das vergess ich nie“, beginnt Markus Brand. „Ich war im zweiten Kindergartenjahr, als sie kam. Und wir mussten wirklich Fräulein Edeltraud sagen – so war das eben damals. Das war überhaupt nicht ungewöhnlich. Auch zur 'Schreiner Anni', der Pfarrhausköchin die auch Orgel spielte, haben wir 'Freun Anni' gesagt. Das war halt so." Die junge Erzieherin wurde mit offenen Armen empfangen. "Wie sie vorgestellt wurde, das war ein richtiges Ereignis. Die war jung, freundlich und hatte immer gute Ideen."

„Ich war 17, als ich 1976 in Kastl angefangen hab“, erzählt Edeltraud Haberkorn. „Die Ausbildung hatte ich gerade hinter mir – zwei Jahre Kinderpflegeschule am Felixberg in Neustadt und dann kurz im Kinderheim in Windischeschenbach. Ich war die erste aus der Gegend, die die Kinderpflegeschule dort besucht hat. Und dann ergab sich die Chance im neuen Kindergarten in Kastl anfangen zu können.“

„Das war eine andere Zeit“ – Erinnerungen an die ersten Tage

Markus erinnert sich genau an seinen ersten Kindergartentag: „Der Zwischenbau zur Schule war noch nicht da. In der Pause konnten wir mit den Großen von der Schule ratschen. Und am Eingang, da hat von der Baufirma Heining, die noch den Eingang fertig gemachten haben, der Stricker Sepp von Reuth gearbeitet, der hat extra gewunken. So was vergisst man nicht.“ Was aber auch bleibt, ist das Gefühl, wie anders alles damals war: „Da war nix mit gebracht werden. Ich bin mit drei allein zum Bus im Dorf gelaufen. Kein Handy, keine Mama mit dem SUV. Und trotzdem – oder gerade deshalb – war’s eine schöne Zeit.“

Ein Alltag zwischen Lachen, Lernen und Streichwurstbroten

Damals, so erzählen beide, war der Kindergartenalltag ein völlig anderer als heute. „Es gab eine Vormittags- und eine Nachmittagsgruppe“, erklärt Edeltraud. „Und nur ein Kind war ganztags angemeldet – das wurde mittags abgeholt, hat daheim gegessen und kam am Nachmittag wieder.“ Mittagessen gab es keines. Markus erinnert sich: „Ich hatte immer ein Streichwurstbrot dabei. Immer! Einfach, weil da nix runterfallen konnte. Dazu eine Plastikflasche mit Tee – Der hat aber mehr nach Plastik als nach Tee geschmeckt."

Die Erzieherinnen waren meist nur zu zweit, darunter neben Edeltraud auch Birgit Böll, Hedi Raps oder Marie-Luise Kraus. "Da war nichts mit großen Teams oder Konzeptpapieren. Wir haben gemacht, was die Kinder brauchten: Gebastelt, gespielt, gesungen."

Der grüne Bedford-Bus und der Kämmversuch

Legendär war der alte grüne Ford Bedford, den Adolf Pinzer fuhr. "Der hatte immer einen Cordhut auf", erinnert sich Markus. "Einmal wollten wir ihm im Bus die Haare kämmen. Einer hebt den Hut, der andere kämmt. Hat nicht geklappt. Wir haben geschimpft bekommen, aber gelacht haben wir trotzdem."

Und dann war da noch die Geschichte mit dem Spielzeugauto, das Markus im Bus verlor. "Es fiel in die Türverkleidung. Bernhard Wegmann hat's retten wollen – mit seinen langen Armen. Plötzlich steckte er fest. Adolf Pinzer musste die Verkleidung abschrauben, damit Bernhard wieder rauskommt. Und ich hatte mein Auto wieder."

Musik, Basteln und Laternen aus Käseschachteln

Musik war ein fester Bestandteil im Kindergarten, die prägend in Erinnerung von Markus geblieben ist: „Ich hab da Flöte gelernt – richtig mit Noten. Ich hatte eine Hohner-Flöte mit blauem Tascherl und Flötenputzer. Später habe ich Akkordeon gelernt, ich war schon früh musikalisch unterwegs."

Besonders gerne erinnert er sich ans Basteln. "Wir haben Laternen aus Camembert-Schachteln gemacht. Mit echten Kerzen drin, richtig rot, zehn Zentimeter lang. Kein LED!“. Edeltraud Haberkorn fügt lachend hinzu: „Wenn der Martinsumzug und die Feierlichkeiten im Kindergarten vorbei waren, dann ging's ins Gasthaus Vetter. Die Blaskapelle spielte, der Bürgermeister spendierte einen Schnaps, und ich musste mit auf der Trommel spielen – auf der Trommel, die schon mein Vater in jungen Jahren gespielt hat. Die Trommel hängt heute bei Markus Brand im Stodl!"

Vom Alltag zur Aufsicht: Geschichten aus der Praxis

Nicht alle Neuerungen stießen auf Gegenliebe. "Einmal kam eine Dame von der Regierung und hat unsere Arbeitsblätter aus den Mappen und von den Wänden gerissen", erinnert sich Edeltraud. "Dann hat sie einen unserer Plastikbecher in die Spüle geworfen und geschrien: 'Kultur muss in den Kindergarten!'. Edeltraud schüttelt den Kopf. „Die Kunststofftassen hatten wir extra gekauft, weil sie nicht kaputt gingen. Aber sie wollte Porzellan. Und statt Arbeitsblättern lieber individuelle Bastelarbeiten und freie Ausarbeitungen. Jeder hatte eben so seine Vorstellung.“

Pfarrer, Feste und die Kraft der Erinnerung

Pfarrer Sebastian Steger war dem Kindergarten gegenüber anfangs skeptisch. Erst Pfarrer Otto Gebert suchte regelmäßig Kontakt zur Einrichtung. Edeltraud erinnert sich auch an einen besonderen Besuch: "Pfarrer Ludwig Bock aus Pressath war einmal da. Der war wie Don Camillo!" Auch Markus hat ihn nicht vergessen. "Ich hab bei einem Gottesdienst ministriert, den er in der Kaibitzer Kapelle gehalten hat. Und er sagte wirklich: 'Geht's nach der Messe ins Wirtshaus!' Drei Mal hat er das mindestens gesagt!"

Eine Prägung fürs Leben

"Ich hab im Kindergarten gelernt, meine Schuhe zu binden. Ich hab Flöte gespielt, gebastelt, Geschichten gehört", sagt Markus. "Und ich war frei. Wir sind allein zum Kindergartenbus gelaufen, haben die Welt entdeckt. Das war eine gute Zeit." Auch an kleine Unfälle erinnert er sich noch: „Ich hab mir im Turnraum den Finger in die Tür geklemmt – blau war er. Am nächsten Tag hab ich mir mit dem Hammer auf den anderen Finger gehauen – der war dann auch blau. Und wir haben’s überlebt.“

Edeltraud bestätigt: "Es war ruhiger. Die Eltern waren dankbar. Heute wird viel mehr gefordert. Und alles dreht sich meistens nur ums eigene Kind." Wenn sie heute an Markus denkt, an seine Tochter Julia und an seine Enkelin Thea, dann wird sie still: „Man sieht, wie sich die Kinder entwickeln. Man ist stolz. Und wenn man weiß, dass man sie ein kleines Stück begleitet hat – dann war’s das alles wert.“

Vom Kindergarten ins Leben

Nach dem Kindergarten ging es für Markus weiter: Grundschule, Realschule, Ausbildung zum Landwirt, dann eine zweite Lehre zum Großhandelskaufmann, später Handelsfachwirt und Betriebswirt. Heute betreibt Markus Brand ein erfolgreiches Musikgeschäft auf dem elterlichen Anwesen. Unter anderem verkauft hochwertige Akkordeons, sogar bis nach Australien. Dabei grinst er, greift zum Handy und zeigt stolz ein Bild eines seiner Akkordeons mit dem „Silberbach“-Logo. „Aber egal, wohin die Musik mich bringt: Edeltraud bleibt die erste, die mir gezeigt hat, wie man Flöte spielt. Und das vergisst man nicht. Wenn ich einmal Bundeskanzler werde“, sagt er und zwinkert, „dann wird das Pflichtfach: Jedes Kind muss Flöte spielen. Auch wenn mich die Eltern dafür hassen.“

Und zum Jubiläum? Da will Markus kommen – mit seiner alten Kindergartentasche und Plastikflasche von damals. „Wenn ich sie noch finde. Das wird eine Schau! Die Tasche war einfach, zweckmäßig. Wenn man heute sieht, wie groß die Taschen der Kinder sind… da fragt man sich schon, ob die in die Schule oder ins Gebirge gehen.“

Ein Ort der Erinnerungen – ein Stück Zuhause

Das Kinderhaus Pusteblume ist seit 50 Jahren mehr als ein Gebäude. Es ist ein Ort der Kindheit, der Geschichten – und der Menschen. Und manchmal, ganz selten, kommt es vor, dass eine Frau wie Edeltraud Haberkorn 47 Jahre bleibt. Und dass ein Kind von damals zurückkehrt – mit Flöte, Tochter, Enkelin und unzähligen Geschichten im Gepäck."

50 Jahre Kinderhaus Kastl

Am Samstag, den 17. Mai, feiert das Kinderhaus „Pusteblume“ in Kastl sein 50-jähriges Bestehen – ein ganz besonderer Anlass, der mit einem abwechslungsreichen Festprogramm für die ganze Familie begangen wird. Der Tag beginnt um 9:30 Uhr mit dem Einlass, bevor um 10:00 Uhr die Kindergartenkinder die Feier eröffnen. Bürgermeister Hans Walter, Landrat Roland Grillmeier und Kinderhausleiterin Ulrike Hederer begrüßen die Gäste, begleitet von Auftritten der Vorschulkinder und einem Bildvortrag über „50 Jahre Kinderhaus“.

Für das leibliche Wohl ist bestens gesorgt: Ab 11:00 Uhr spielen die Speinsharter Klosterbläser, dazu gibt es Spanferkel vom Grill, Kartoffelsalat, weitere Schmankerl sowie Kaffee und Kuchen ab 11:30 Uhr. Die Kinder erwartet ein buntes Programm mit Kreativangeboten, Kinderschminken, Karussell, Luftballontieren, einer Candy-Bar, einer Ausstellung „Damals – Heute“ sowie einem spannenden Jubiläumsquiz mit tollen Preisen. Die Gewinner werden gegen 15:45 Uhr bekannt gegeben, das Fest endet um 16:00 Uhr.

 

Bilder Hans Walter, Gemeindearchiv

Kindergarten_1: Der damals neu gebaute Kindergarten in den Anfangsjahren, angebaut an das 1963 neu erbaute Grundschulgebäude.

Kindergarten_2: Edeltraud Haberkorn und Erzieherin Hedi Raps beim Flöte spielen mit mehreren Kindern anlässlich einer Erntedankfeier

Kindergarten_3: Der damals neu gebaute Kindergarten mit Außenbereich

Kindergarten_4: Edeltraud Haberkorn musste damals im Gasthaus Vetter mit der Musikkapelle, die beim St. Martinsumzug gespielt hat, auch mal mit der Trommel spielen. Hintergrund war der, dass ihr Vater bereits in jungen Jahren bei der Kastler Musikkapelle die Trommel spielte und den Takt angab.

Kindergarten_5: Vorne links Otto Haberkorn, der Vater von Edeltraud Haberkorn als junger Bursch mit der kleinen Trommel zu sehen. Das Bild wurde 1933 aufgenommen und zeigt die Trommel die bis heute erhalten geblieben ist.

Kindergarten_6: Markus Brand, Tochter Julia und an seine Enkelin Thea zusammen mit Edeltraud Haberkorn blättern zusammen in alten Fotoalben. Mit dabei die wohl über 100 Jahre Trommel.